Festival Rümlingen 2015 – Neue Musik – Theater – Installation

Kreise ziehen

 

 

 


KANONS AUS SIEBEN JAHRHUNDERTEN

 

Er markiert musikalische Extrempole: Oft hat er auf einer Notenzeile Platz und doch kann er sich weit in Räumen ausdehnen, er ist kurz und kann eine Ewigkeit dauern, er ist volkstümlich und allen bekannt und gehört doch zu den Geheimwissenschaften der Komposition, er kann vulgär werden und zum Himmel klingen, und er scheint so fern aller modernen Musik und treibt darinnen doch sein Wesen und Unwesen: der Kanon. Gerade der letzte Punkt ist überraschend und hat uns hellhörig werden lassen. Wer hätte gedacht, dass der Kanon ein Thema Neuer Musik ist…? Fragt man bei den Komponisten nach, so geben sie gerne zu, dass sie ab und zu auf diese alte Technik zurückgreifen, denn sie führt zu Zeitstrukturen und Zeitabläufen, die sich sonst kaum ergeben. Und wenn man dann, aufmerksam geworden, das Ohr und das Auge noch ein wenig öffnet, findet man Kanonisches noch häufiger ins unserem Leben und in unserem Alltag. Dem wollen wir dieses Jahr nachspüren – in Kreisen bzw. Spiralen, die sich immer weiter nach draussen ziehen. Vom Zentrum aus, den Goldberg-Variationen Bachs in der Kirche, über ein musikalisches Bankett, in dem die Vielfalt des Kanons gezeigt wird, hinaus in die Landschaft. Auf unserem Kanonspaziergang erklingen die Stücke in ständig wechselnder Umgebung, sie klingen um uns und vielleicht auch in uns. Und am Schluss singen wir sie gemeinsam aus…

 

Thomas Meyer und Marcus Weiss